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Aus Politik und Zeitgeschichte; Nr. 1-2 / 2022

Umbrüche in Europa (nach) 1989/91
Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Mihr, Anja; Bundeszentrale für politische Bildung
Jahr: 2022
Verlag: Mörfelden-Walldorf, Frankfurter Societäts-Druckerei
Zählung: Nr. 1-2 / 2022
Mediengruppe: Print-Medien (SM,PM)

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Inhalt

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Zwischen Transformation und Posttransformation
Entwicklungen seit 1989/91 in Mittel-, Südost- und Osteuropa und Konsequenzen für die Forschung
Wenn es um den Rückblick auf die Zeitenwende von 1989/91 und die darauf folgenden Entwicklungsprozesse geht, lassen sich die öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurse kaum voneinander trennen. Zu umfassend waren die Veränderungen, zu sehr betrafen sie die Gesamtbevölkerung Europas, als dass sich eine isolierte wissenschaftliche Theorie hätte bilden können. Die gesellschaftlichen und politischen Hoffnungen, die sich mit den weitgehend friedlichen Revolutionen und dem anschließenden Fall des Eisernen Vorhangs verbanden, durchdrangen auch die Lebenswelt professioneller Beobachter und machten eine wertneutrale Betrachtung fast unmöglich.
Die Vertreter der sogenannten Transformationstheorie, die sich in den 1990er Jahren rapide entwickelte, verfügten daher über einen gewissen Hang, politisch wünschenswerte Entwicklungen und wissenschaftliche Schlussfolgerungen ineinander übergehen zu lassen. Unverkennbar war das Modell der liberalen Demokratie dem politischen Kommunismus ebenso überlegen wie die soziale Marktwirtschaft der sozialistischen Planwirtschaft. Ein großer Teil der Forschung arbeitete daher mit der Annahme, Demokratie und Marktwirtschaft würden sich wegen dieser Überlegenheit nach einiger Zeit im postsozialistischen Raum durchsetzen. Allenfalls wurde damit gerechnet, dass es gewisse Hindernisse auf dem Weg zum manchmal sogenannten westlichen Modell geben würde.
30 Jahre später sind die Erkenntnisse über die tatsächlichen Transformationsverläufe nicht nur differenzierter, sondern es können auch mehrere zentrale Thesen der frühen Transformationsforschung als widerlegt gelten. Dazu gehört die ursprüngliche Annahme, der höhere individuelle Freiheitsgrad von Demokratien werde die Autokratie in Attraktivität und Legitimität ausstechen. Ob wir es mögen oder nicht: Wenigstens phasenweise gibt es Autokratien, die von den ihnen unterworfenen Bevölkerungen mehrheitlich als legitim angesehen werden.
Die unübersichtlichen Verläufe der Transformation und die sich wandelnden Sichtweisen auf sie lassen pauschale Urteile kaum zu. Es kommt auf eine Reihe von Umständen, Faktoren und Kontexten an, ob sich nach dem Ende eines autokratischen Regimes demokratische Institutionen etablieren, sich möglicherweise verfestigen, oder ob der Weg in Richtung Re-Autokratisierung weist. Wie diese Prozesse beurteilt werden, lässt sich ebenfalls nicht mit einfachen Schwarz-Weiß-Mustern erfassen.
 

Details

Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Mihr, Anja; Bundeszentrale für politische Bildung
Jahr: 2022
Verlag: Mörfelden-Walldorf, Frankfurter Societäts-Druckerei
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Systematik: Suche nach dieser Systematik ZS, 320, 940
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ISSN: 0479-611X
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Mediengruppe: Print-Medien (SM,PM)