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Die Existenz von Ungerechtigkeit auf der Welt dürfte ein weithin anerkanntes, beinahe trivial erscheinendes Faktum sein. Aber worauf beruht diese Erkenntnis eigentlich? Was macht bestimmte Handlungen, Gesetze oder Institutionen ungerecht?

Der Philosoph Omri Boehm kritisiert, dass gegenwärtig weder Philosophie noch politische Bewegungen hierzu plausible Antworten lieferten. In der Regel würden Identitätskategorie herangezogen wie etwa race oder Gender, um auf Unterdrückungsstrukturen hinzuweisen, oder es würde auf bestimmte nationale Traditionen oder bestehende Rechtsregeln verwiesen. Beides greife jedoch zu kurz: Um Ungerechtigkeiten zu kritisieren, brauche es einen auf radikale Weise universalistisch gedachten Begriff des Menschseins.

Einen solchen bietet, wie Boehm darlegt, die praktische Philosophie Kants, die allen Menschen eine unhintergehbare Würde zuschreibe, welche über jeglicher Autorität stehe. Diese Unterordnung von Autorität unter Maßstäbe der Gerechtigkeit sieht der Autor bereits im frühen Monotheismus angelegt, wie er an der biblischen Szene der „Bindung Isaaks“ verdeutlicht. Mit diesem ideengeschichtlichen Rüstzeug macht sich Boehm daran, den universalistischen Gehalt der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, die allen Menschen gleiche, unveräußerliche Rechte zusichert, gegen jeglichen Partikularismus zu verteidigen.