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Alle politischen Gemeinwesen in der Geschichte waren auf eine je bestimmte Weise organisiert. Doch erst seit dem 18. Jahrhundert sind Verfassungen entstanden, so führt der Rechtswissenschaftler Alexander Thiele aus, die den jeweiligen Staatsaufbau und seine Funktionsweise normativ und in der Regel schriftlich fixieren. Verfassungen begründen und begrenzen legitime politische Herrschaft und gelten gleichermaßen für alle Bürger (und später auch Bürgerinnen). Wie kam es dazu, dass sich politische Gemeinwesen Verfassungen gaben? Wie veränderten sich diese im Lauf der Moderne beim Kampf um Emanzipation und Partizipation? Thiele betrachtet zunächst prägende Schauplätze neuzeitlicher Verfassungsgeschichte: die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Großbritannien.

Im Zentrum seiner Darstellung steht schließlich Deutschland seit dem frühen 19. Jahrhundert. Von den ersten Verfassungen in deutschen Staaten über den revolutionären Konstitutionalismus des Vormärzes, der in die gescheiterte Revolution von 1848/49 mündete, führt Thieles Überblick bis zur Verfassung des Kaiserreichs als des ersten gesamtdeutschen Staates. Davon ausgehend zeichnet er die Entwicklung zum demokratischen und sozialen Verfassungsstaat Weimars und schließlich des Grundgesetzes nach, die durch die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten unterbrochen wurde. Ein Blick auf die aktuellen verfassungspolitischen und -rechtlichen Debatten um den Status und die mögliche Zukunft der Europäischen Union schließt das Buch ab.